Eine Erfolgsgeschichte aus Tansania: fünf Zimmer, Küche, Bad

Ruvuma 2Ich (Josef Gusel) möchte Sie gerne mit auf eine kleine Reise nehmen. Unser Weg führt uns in eine gebirgige Region Tansanias – Steile Hänge, blanke Felsen und extreme Wetterschwankungen. Der geeignete Ort also um Landwirtschaft zu betreiben, insofern man auf Herausforderungen steht.

Wer hier erfolgreich sein will, braucht, wie es scheint, eine sehr gesunde Einstellug zum Leben und zu dem, was der Mensch zu leisten im Stande ist. Der Weg führt uns die Uluguru-Berge hinauf. Auf einer holprigen, nackten  und ungeteerten Straße bewegen wir uns vorwärts. Wir kommen an einfachen Häusern vorbei, deren Bauplatz in die Berghänge geschält wurden. Viele Maispflanzen, die ebenfalls in mehr senkrecht als waagerechte liegenden Feldern wachsen, sind zu sehen. Nach einer halbstündigen Fahrt, die das Wort ruhig und bequem nicht zu kennen scheint, erreichen wir schließlich ein Dorf im Herzen der Uluguru-Berge in Morogoro, Tansania. Die Menschen wirken geschäftig aber entspannt. Am Wegrand wird aus einem Plastikeimer Fettgebackenes angeboten, sehr gut – ist ja auch gerade Frühstückszeit. Die Dorfbewohner sind „weiße“ Gäste gewohnt und ihnen sehr freundlich gegenüber eingestellt. So eine Geschichte weckt natürlich Interesse, weshalb sich immer mehr „Touristen“ in dieses kleine Bergdorf verirren.

Tanzania-FeldHadija Kibwana eine sehr gastfreundliche Frau mittleren Alters, in bunten Wickeltüchern gehüllt ist die Vorsitzende der Bauerngruppe in Towelo. Sie empfängt uns in ihrem zu Hause. Nach einer Weile taucht ein Mann in dreckigen Klamotten und Gummistiefeln auf, die nicht mehr wirklich den Sinn und Zweck ihrer eigentlichen Anschaffung erfüllen, die Kappe mit der verwaschenen Aufschrift SAT tief ins Gesicht gezogen. Er entpuppt sich aber schnell als derjenige, den nicht nur wir, sondern beinahe alle Gäste, die hierherkommen suchen. Pius Paulini, Anfang 50, vier Kinder, Bergbauer aus Towelo, mehr braucht man vorerst nicht zu wissen. Denn der Mann hat etwas ganz anderes zu erzählen, eine Geschichte, die sich im vorbeigehen wie eine kleine utopische Träumerei anhört, sich bei genauerer Betrachtung aber als eine wünschenswerte Zukunft für alle Kleinbauern und Bäuerinnen in Tansania und darüber hinaus offenbart.

„Die Zeiten, in denen wir noch syntetischen Dünger und giftige Spritzmittel verwendet haben, waren hart, das Geld war knapp, die Kosten aber hoch, das Geld für die Schule musste geliehen werden und in den Läden musste angeschrieben werden, um überhaupt über die Runden zu kommen. Über die Landwirtschaft konnte kein Gewinn erwirtschaftet werden, deshalb musste teilweise auch noch andere Arbeiten nachgegangen werden, um ein bisschen Geld nebenbei dazu zu verdienen“, erinnert sich die Vorsitzende der Bauerngruppe aus Towelo. Künstlicher Dünger kostet ca. 2.500Tsh (1.20€) je kg in Tanzania, dies bedeutet für einen Bauern wie Pius Paulini jährlich 250.000Tsh aufbringen zu müssen, um überhaupt Landwirtschaft betreiben zu können. Dazu kamen die chemischen Spritzmittel mit 45.000Tsh., zusammen ein Betrag, der erst einmal neben den alltäglichen Kosten angespart werden muss. Für einen Kleinbauern wie Pius Paulini bedeutete das , von den 2,00€, welche er zur damaligen Zeit täglich zur Verfügung hatte, etwas auf die Seite legen zu müssen.

2009 wurde man schließlich auf die Organisation Sustainable Agriculture Tanzania (SAT) aufmerksam. Man beschloss eine Bauerngruppe in Towelo zu gründen und sich in biologischer Landwirtschaft ausbilden zu lassen. 2010 wurde dann der erste Demonstrationsgarten angelegt und damit begonnen Terrassen zu graben, Kompost herzustellen und nützliche Pflanzen und Bäume zu kultivieren. Nur ein Jahr später war man bereits so weit, dass viele Bauern und Bäuerinnen der Gruppe ihr Wissen auf ihren eigenen Feldern zur Anwendung zu bringen. Die Gruppenmitglieder halfen sich bei der Umstellung gegenseitig und fingen gemeinsam an Terrassen auf den steilen Berghängen anzulegen. „Der Erfolg war sofort sichtbar, schon alleine deswegen, dass sich durch das Weglassen der synthetischen Gifte die Gesundheit vieler Gruppenmitglieder verbesserte und die Kinder nicht mehr so oft krank waren. Nach ungefähr 2 weiteren Jahren konnte auch deutliche Ertragssteigerungen erzielt werden, was wiederum positive Auswirkung auf unser Einkommen hatte“, erzählt Pius. Auf einem ½ Hektar konnte man damals nicht mehr als 15 Säcke an Mais ernten, heute seien es je nach Wetterlage 20-25 Säcke, und das Dank kilimo hai (biologische Landwirtschaft).

Ruvuma-BauMit offensichtlicher Vorfreude führt uns Pius einen kleinen Weg weiter in den Berg hinein. Nach wenigen Minuten stehen wir vor hohen Mauern. Diese gehören zu einem sich gerade im Bau befindlichen Hauses, dessen Größe hier auf dem Berg wohl einmalig ist. Wir erhalten eine kleine Führung und werden vom Hausherrn sichtlich Stolz durch den Rohbau geführt. Im gesamten 5 Zimmer und Bad. „Das Geld für die Baumaterialien hatte ich nach einem Jahr zusammen, neben den sonstigen Ausgaben des Alltags versteht sich“, fügt Herr Paulini an.  „Den Sand für mein neues Haus habe ich selber vom Fluss hierhergetragen, jeden Tag so 10 -15 Eimer und dann ab aufs Feld.“ Auf die Frage wie weit denn die Stelle entfernt sei, von wo man den Sand gewinnen könne, wird mir mit einem schon fast hämischen Lachen der Beiden geantwortet. Pius zeigt in den Berg hinein und sagt nur: „Da oben“. Bei solchem Arbeitseifer überrascht es nicht, dass der Bergbauer eine sehr gesunde Einstellung zur körperlichen Betätigungen, vor allem der landwirtschaftlichen, besitzt.  „Bequem-lichkeit bringt letztendlich großen Schaden, harte Arbeit dagegen trägt Früchte. Viele Bauern und Bäuerinnen benutzen künstlichen Dünger aus reiner Bequemlichkeit, biologische Landwirtschaft bedeutet viel Arbeit, aber sie lohnt sich, schauen sie mich an, wie sich mein Leben zum positiven hin verändert hat.“ Dem ist tatsächlich nichts mehr hinzuzufügen.

Aber auch Hadija Kibwana hat große Pläne. Sie hat bereits die Ziegel zusammen, welche für den Bau ihres eigenen Hauses, das ist ihr sehr wichtig zu betonen, benötigt werden. Denn bislang wohnt sie noch in einer angemieteten Wohnung.

„Wir haben SAT viel zu verdanken, denn sie haben uns dies alles erst ermöglicht und haben uns sozusagen die Freiheit/Unabhängigkeit wieder gebracht“, sagen beide fasst einstimmig. Auch dem ist, wie es scheint, nichts mehr hinzuzufügen.

Den Rückweg unserer kleinen Reise trete ich irgendwie verändert an, ein gewisser Stolz und Zufriedenheit beschleicht mich, als ich den abenteuerlichen Weg zurück in Richtung Stadt antrete. „Wenn es doch in Towelo, in einer für Menschen schwierigen Umgebung möglich ist, zurück zur natürlichen Landwirtschaft zu finden und daneben nachhaltig die eigene Umwelt zu erhalten und zu fördern,“ denke ich mir, „ dann muss es doch überall möglich sein wieder  gesunde Lebensmittel produzieren zu können.“ Vorausgesetzt ein bisschen Pius steckt in jedem von uns.

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