Irgit Schynykbaj-oglu Dshurukuwaa, besser bekannt unter dem Namen Galsan Tschinag, kam am 26. Dezember 1943 im Altai-Gebirge in der Westmongolei zur Welt. Bis heute prägen ihn, den Schriftsteller, Anführer und Schamanen der Tuwa, die Gesänge und Epen seines Volkes und die Natur der Bergsteppe. Ich hatte mehrmals das Vergnügen ihn im Zuge von Veranstaltungen in Österreich und wegen Projekten zur Unterstützung der Tuwa zu treffen und überlasse ihm das Reden, das er auch auf Deutsch so meisterhaft beherrscht (Hans Bogenreiter für die Solidarischen Abenteuer)

Ihr lieben Geister aus Freunden, Leserschaft, Bekannten, Seelenverwandten!

Ich bin grenzenlos froh, endlich einmal mich heute fröhlich und begeistert an Euch zu wenden zu dürfen. Mein 80. Lebensjahr, das Jubiläumsjahr aus 8 Jahrzehnten, 960 Monaten, 4 174,29 Wochen, 29 220 Tagen, 701 280 Stunden, 42 076 800 Minuten, 2 524 608 000 Sekunden – wie eine meiner treuest-liebsten Leserinnen mir geschrieben hat, läuft bis heute voller freudiger Ereignisse ab, ganz im Gegensatz zu den unerfreulichen Erschütterungen auf unserem Globus. Dies kommt daher, dass die neue Mongolei trotz ihres Rufes als dshingisisch-kriegerischer Erdflecken, heutzutage zu einer friedlich, friedlichen Ecke in der ganzen Welt geworden ist. Von diesem Frieden genießen wir tagtäglich, Stunde um Stunde, ja mit jedem Atemzug den Geschmack und den Duft des Lebensglücks.

Zu Anfang des Jahres haben der mongolische Schriftstellerverband und die Akademie der Wissenschaften beschlossen, eine künstlerisch-wissenschaftliche Konferenz zu Ehren meiner Person in Verbindung mit meinen Werken zu gestalten. Im Präsidentensaal der mongolischen Nationalbibliothek haben acht hochdotierte Akademiker zu acht verschiedenen Themen Vorträge gehalten, in welchen sehr genau meine Person, meine Bücher und meine Taten untersucht und ausgewertet wurden. Das Hauptergebnis war: In vielen Fällen galt ich als derjenige, der seiner Zeit vorausgegangen ist und dafür schmerzhaftes Unverständnis erleiden musste, aber in der kommenden Zeit Recht behalten und später auch verstanden worden ist.

Dann wurde mein Erstlingswerk Eine tuwinische Geschichte unter dem Titel Erzählung aus gewittrigen Zeiten in mongolischer Sprache neu verlegt und durfte nun an die breite Öffentlichkeit gelangen. Übrigens steht dieses Büchlein seit Monaten in den Buchläden auf dem ersten Platz. Mittlerweile ist die Geschichte Der Ausflug in mongolischer Übersetzung unter dem Namen Unter dem Oktoberhimmel auch verlegt worden und seit einigen Tagen in den Buchläden zu finden, sodass ich nun auch im eigenen Lande von der Leserschaft nachträglich entdeckt werde. Dann waren wir im Sommer zu Hause im Altai und wurden sehr herzlich aufgenommen vom eigenen Volk. Einer meiner Neffen sagte zu uns beiden: „Ach, wie schön, als hätten der Vaterberg und das Muttermeer endlich ihre gebührenden Plätze eingenommen!“

Und bei der Gelegenheit haben wir 5000 Kilometer um die westliche Hälfte der Mongolei gezogen. Bei dieser Reise habe ich viele Freudentränen geweint angesichts der Schönheit meiner Berg-, See-, Wald- und Steppenheimat. Dabei wurden wir in jeder Jurte, bei jeder Begegnung mit dem Nomadenvolk, hoch geehrt und ausgiebig bewirtet. Weiterhin haben wir in diesem Jahr zwei Reisen in unsere andere Heimat, Europa, gemacht. Bei beiden Reisen sind uns große Ehren zuteilgeworden. Wir wurden überall gut aufgenommen und sind reichlich beschenkt worden. Bei der letzten Reise haben wir fünf Kartons voller Bücher an die Leserschaft gebracht. Darunter waren zwei Neuerscheinungen, der Abschlussband meiner Memoiren-Trilogie in Romanform unter dem Titel Kennst du das Haus – Weltenweite Reisejahre und der Gedichtband Weltenwanderer mit achtzig neuen Gedichten. Das waren meine deutschsprachigen Buchkinder Nummer 41 und 42. Bei den Reisen wurde das runde Jubiläum vielfach in vielen verschiedenen Formen gefeiert. Allen, die diese Feierlichkeiten ermöglicht haben, sagen wir aus ganzem Herzen danke und zwar mit neun-komma-neun Magnituden auf der Richterskala des Gefühls. Auch für alle Geschenke und Spenden möchten wir uns ganz, ganz herzlich bedanken. Wobei ich verspreche, dass alle diese Spenden für etwas Bleibendes zum Schutz der Natur, unserer Erdmutter, voll eingesetzt werden. Nun zu Weihnachten, was die Nomaden eigentlich nicht kennen. Aber wir, als eine eurasiatische Mischfamilie haben auch da in bescheidener Form gefeiert. Kerzen brannten, unsere Weihnachtspyramide aus dem Erzgebirge drehte sich, weihnächtliche Gebäcke wurden gekostet und kleine Gaben verteilt.

Und schließlich, vor drei Tagen, am zweiten Weihnachtstag, haben wir die zahlreichen Geburtstagsfeierlichkeiten mit einer kleinen Feier von Menschen, die wir im eigenen Hof ersichten und erwischen konnten, abgeschlossen. Und jedem Teilnehmer eine Gabe des Alters, wie seit Urzeiten bei den Nomaden üblich, verteilt. Dazu wurde an dem selben Tag das oben erwähnte neueste Buch vom Verleger gebracht und mit persönlichen Widmungen allen Gästen geschenkt.

Nun zu gestern: Am Vortag der Staatsfeierlichkeit zur Unabhängigkeit des mongolischen Staates vor 112 Jahren, wurde meine Person zur Gestalt Nummer eins – Der mongolische Staatspräsident Uchnaagiin Hürelsüch, geboren am selben Tage des selben Monats und des selben Jahres wie mein ältester Sohn Heme, zeichnete mich im Präsidentenpalast vor allen sinntragenden heiligen Gegenständen, wie den neunfüßigen Standarten und der Ehrenwache, unter Klang der mongolischen Nationalhymne in Gegenwart aller Ausgezeichneten, mit dem höchsten Titel des mongolischen Staates, dem goldenen, fünfzackigen Sojombo und samt dem höchsten Orden von Suchbaatar Held der Arbeit der Mongolei aus. Ich war erschüttert vor Freude, denn ich bin unter dem Tuwavolk überhaupt der erste Mensch, der diesen Titel tragen darf. Der mongolische Staat vergibt viele Preise, dieser nun ist der Gipfel unter ihnen. Tuwamenschen durften bisher niemals Held der Arbeit oder General werden. Ich habe mich vor allem für mein eigenes Volk gefreut. Und als ich mit meiner Begleitung aus dem Regierungspalast heraustrat und wir auf dem roten Teppich die gewaltigen Treppenstufen hinabschritten, wimmelte der Suchbaatarplatz von Menschen in Erwartung der Ausgezeichneten. Und mir kam es so vor, als wäre die größere Hälfte dieser Menschenmasse meinetwegen gekommen, das waren Verwandte, Freunde, Leser, Bekannte und vor allem Tuwamenschen. Sie haben zum Teil stundenlang auf diesen Augenblick gewartet. Wir schwammen eine Zeit lang in der Masse von aufgeregten und beglückwünschenden Menschen und es dauerte geraume Zeit, bis meine Frau und meine Kinder mich in Richtung des Autos hinausführen konnten. Glückwünsche kamen von allen Seiten und Sektkorken knallten ich habe meinen Teil mit einem Huraj-Gesang zum Himmel verspritzt und in vielen Sprachen meinen Dank laut ausgerufen unter anderem: Hej, Deutschland, danke, danke, danke Dir, Deinem Geist und Deinem Volk! Von dort fuhren wir auf Wunsch der Leitung des Schriftstellerverbandes zum Haus der mongolischen Schriftsteller. Dort wurden wir ebenso herzlich empfangen ohne jegliches Anzeichen von irgendwelchem offiziellen, steifen Zwang. Die Leitung hat sich verjüngt, lauter wohlwollende, junge Menschen empfingen mich wie einen eigenen Vater, eigenen Großvater. Sie riefen immer wieder aus: Wir haben einen Helden! Mein Jugendfreund, Kommilitone aus meiner Unizeit, ein bekannter Dichter, verdienter Kulturschaffender der Mongolei, wie ich auch, Dagwadoorsh des Tschoosuren war mit seiner Frau da, er sagte immer wieder: „Wenn ich mich nicht freue, wer soll sich überhaupt freuen? Ich habe jeden Grund dazu, das ist meine Pflicht und mein Recht.“ Zuvor hatte er am Telefon erzählt, dass er vor wenigen Wochen seine jüngste Tochter in Amerika an Krebs verloren habe und sagte dazu: „Nach langen düsteren Wochen des Abschieds und der Trauer kommt endlich eine helle Stunde der Freude und ich werde mit meiner Frau Dich mitempfangen, wenn Du mit dem Orden des Helden aus dem Regierungshaus herauskommst.“

Wie viele Glückwunsch-Telefonate ich seitdem geführt habe, weiß ich schon nicht mehr. Und immer wieder kommen neue Anrufe. Übermorgen feiert die Mongolei Silvester und den Jahreswechsel. Und es stehen weitere Geburtstage bevor, auch sind wir in Erwartung der Geburt unseres ersten Urenkels. Und in einem Monat, am 10. Februar beginnt schon das Zagaansar-Fest, das lunare Neujahr, das mehrere Tage lang gefeiert wird. Vorerst einmal laut gedacht: Ich werde den hohen Titel wie es im Lande üblich ist, in Gegenwart von sehr vielen Menschen in nächster Zeit auch feiern. Wie und wo ich das mache, weiß ich zwar noch nicht, weiß aber, wir werden es tun, schon um der vom Staat noch nicht offiziell anerkannten Tuwa-Minderheit eine Freude zu bereiten und zu ihrer Selbstachtung beizutragen.

Nun bedanken wir uns bei Euch allen noch einmal aus der Tiefe des Herzens und der Seele und wünschen Euch alles, alles Gute zum Jahreswechsel.

Galsan, Sabine

Fotos: 1-3) Feier zur Übergabe eines Geburtstagbuches an Galsan, Copyright: “Förderverein Mongolei e. V.” 4) Nach Veranstaltung in Wien im Mai 2012 mit Hans und Dario


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Der Beitrag über das von der pensionierten AHS-Lehrerin Poldi Ganser initiierte Projekt in einer Vorstadt von Mexico-Cuidad ist noch bis zum kommenden Sonntag auf der TVThek nachzusehen: https://tvthek.orf.at/profile/Orientierung/1366/Orientierung/14177177

 

Mehr über das Projekt auf der Website:

https://solidarische-abenteuer.at/jugend-und-sozialprojekt-in-chimalhuacan-mexiko-mit-ethik-und-sport-weg-von-der-strasse-den-drogen/

Spendenkonto: Jugend Eine Welt, IBAN: AT92 3600 0005 0002 4000, Kennwort: MEM-05-7052-Mexico-Ganser, Kontakt: Mag. Leopoldine Ganser, leopoldineh@yahoo.com, Tel. 0699 19926373, www.jugendeinewelt.at

 


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Die gebürtige Französin Claudine Salagnac-Spendlingwimmer und der im Mühlviertel geborene Roland Spendlingwimmer lernten sich 1966 in Paris kennen und studierten danach in Wien (sie Dolmetsch, er Landwirtschaft, Foto aus dem Jahr 1967). Sie engagierten sich in der linken Bewegung Spartakus und waren Mitbegründer der Europäische Kooperative Longo Mai. Nach Wanderjahren in Frankreich, der Schweiz und Österreich wagten sie den Sprung über den großen Teich zu neuen Herausforderungen. Nach über 50 Jahren Ehe, aus der sechs Kinder hervorgingen, 2021 machten sich die beiden selbst ein großes Geschenk. Anlässlich von vier Jahrzehnten Solidaritätsarbeit in Costa Rica, wo sie die Finca Sonador als Zuflucht für politische Flüchtlinge aufbauten und den Zirkus Fantazztico gründeten, wo Straßenkindern eine neue Perspektiven geboten werden, gaben sie den Gedichtband ELEFTHERIA (griechisch: Freiheit) heraus, der sich auch den zahlreichen Stationen ihrer Weltenwanderung widmet.

Durch das Ableben von Claudine im Sommer 2022 wurde es zu einem berührenden Vermächtnis. Das Buch besticht mit eindrucksvollen Gemälden von WegbegleiterInnen, mit Fotos aus ihrem reichhaltigen Leben und zweisprachigen (Deutsch/Spanisch) Gedichten von den vier Jahreszeiten im Mühlviertel und der tropischen Welt in Mittelamerika. Das folgende Poem zum 40. Jubiläum der Kooperative in Costa Rica ist nur ein Vorgeschmack zu den vielen anderen.

Willkommen im Paradies

40 Jahre leben, hadern, feiern und kämpfen.

Comunidad Menschen aller Zeiten und Sprachen Nahuatls, Lencas, Mayas, Chorotegas, Bribris, Cabecares, Teribes, Borucas, Mühlviertler, Basler Appenzeller.

Unser Paradies hat viele Winkel Und hohe Steine, tiefe Wasser  Mächtige Bäume Chirricano, Namaste, Ceibo, Guyacan, Guanacaste.

Und Schweine, Hühner, Affen Und Vögel aller Farben. Schmetterlinge, Tepescuintle und Pizote. Schleich ich des Nachts durchs grüne Tor Schlägt mit ein Chor von Stimmen vor Dunkle Gestalten mich begleiten  Des Mondes Silberlichter gleiten Über die Steine mit Bildern Aus unbekannten Zeiten.

Wenn ich des Tages Schweiß beende Such ich der Quellen labende Kraft. Willst du, Fremder dich hier niederlassen, Sei Willkommen! Es gibt noch Platz für dich und die Deinen

Und für alle die es gut meinen. Doch kommen solche Die sich wollen holen Unsere Flüsse, Bäume und Fisolen Sie werden unseren Zorn erfahren. Lasst euch umarmen Wälder Felder, Wiesen, Gärten Lasst uns gemeinsam Feste feiern Mais, Yucca und Lianen Leon, Tapi und Leguane

Willkommen im Paradies!

 

Das Buch ist erhältlich bei:

Buchhandlung Posch, Lerchenfdelderstr. 91, 1070 Wien, Tel. 01 5223995 * Bücher Wolfsgruber, Freistadt, www.wolfsgruber-buch.at * Wagnerische Buchhandlung, Innsbruck, Museumstrasse

Beim Autor: Roland Spendlingwimmer, rolspendling@gmx.net

Preis: 15 Euro

Mehr Infos über die Spendlingwimmer-Projekte gibt es auch hier: https://solidarische-abenteuer.at/zufluchtsort-finca-sonador-costa-rica/

Drei Olivenbäume im Gedichtband: Gemälde von Viera Wolf, Wien/Paris


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Kathrin Messner, Gründerin der One World Foundation: “Es reicht nicht zu träumen, man muss Mut aufbringen, diesen Traum zu leben” – Birgit Dalheimer im Gespräch mit Kathrin Messner

Ursprünglich war Kathrin Messner Kunstbuchhändlerin in Wien. Doch seit sie 1983 mit ihrem Mann, dem 2009 verstorbenen Künstler Josef Ortner, zum ersten Mal nach Sri Lanka fuhr, hat sich ihr Leben radikal geändert. Rund 80 Kilometer von der Hauptstadt Colombo entfernt kaufte das Ehepaar ein Grundstück. Es sollte ein Ort der Kunst entstehen. Um das zu finanzieren, baute man mit renommierten österreichischen Architekten zunächst ein Ayurveda-Ressort für erschöpfte Europäer. Dann entstand die Idee, mit dem erwirtschafteten Geld auch eine Schule für einheimische Kinder aus ärmlichen Verhältnissen zu gründen. Das war 1995. Heute ermöglichen die Einnahmen des Gästehauses rund 1100 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen unter dem Dach der “One World Foundation” den Zugang zu Bildung. Im Gespräch mit Birgit Dalheimer erzählt Kathrin Messner vom Wiederaufbau nach dem Tsunami von 2004, von den täglichen Herausforderungen, wie sich der Inselstaat in den vergangenen Jahren veränderte.

Sehr empfehlenswert:

noch eine Woche nachzuhören: https://oe1.orf.at/player/20220916/691260


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Im aktuellen – wie immer sehr lesenswerten – Augustin gibts meine Rezension (Seite 26) des sehr berührenden Buches “Freitag ist ein guter Tag zum Flüchten”. Weiters diesmal besonders empfehlenswert: Gerhard Riess “Bruderkriege und behinderte Menschen” und Mehmet Emir “Herr Hüseyin möchte Pazifist bleiben”.
 

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Am 29. Juli war es leider bereits wieder soweit. Dann waren die natürlichen Ressourcen der Erde erschöpft. Das bedeutet, dass wir in den ersten sieben Monaten des Jahres mehr Kohlenstoff in Umlauf gebracht haben als Wälder und Ozeane in einem Jahr absorbieren können. Wir haben weltweit mehr Fische gefangen, mehr Bäume gefällt, mehr geerntet und mehr Wasser verbraucht als die Erde in derselben Zeit reproduzieren konnte.
Dazu passt diese Reportage…noch 5 Tage nachzusehen.

https://tvthek.orf.at/profile/Weltjournal/1328/WELTjournal-Kenia-Im-Schatten-der-Krise/14100241

 


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