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Kann Fußball die Welt verändern? Fernab vom Starrummel erzählt der ehemalige französische Fußballstar Éric Cantona im ARTE-Film „Rebellen am Ball“ von fünf Kickern, für die Profisport und gesellschaftliche Verantwortung zusammengehören. Sie haben in unterschiedlichen Ländern gegen verschiedene politische Regime ihre Stimme erhoben. Sport muss nicht nur Geschäft sein: Cantona verbeugt sich vor den wenigen Protagonisten seines Sports, die Courage zeigten und ihre Prominenz nutzten, um sich für eine gute Sache einzusetzen, und die zu Galionsfiguren für politischen Widerstand und gesellschaftliche Auflehnung jenseits sportlicher Leistungen wurden. 

Fair Play – Fair Pay!

Die Weltmeisterschaft 2014 wirft ihre Schatten voraus. Während Teams in aller Welt ihr Bestes tun, um sich für dieses Turnier zu qualifizieren, finden in Brasilien die ersten Massenproteste gegen diese Weltmeisterschaft statt. Fußball ist ein „Big Business“ geworden, ein lohnendes Geschäft nur für wenige. Während die öffentliche Hand Investitionen in Milliardenhöhe tätigen muss, bleibt der Gewinn nur ganz wenigen. Das gilt auch für die Herstellung von Fußbällen, Schuhen und Trikots. Das Kämpfen um Marktanteile wird mit elenden Produktionsbedingungen erkauft. Weniger als 10 Cent bekommen NäherInnen für einen Ball, gearbeitet wird in staubigen und überhitzten Fabriken oder zu Hause. Menschen, die in Pakistan, Indonesien oder China in der Sportartikelproduktion arbeiten, sehen schon nach wenigen Berufsjahren alt aus. Wussten Sie, dass die meisten Fußbälle aus Pakistan stammen, genauer aus Sialkot? Seit der Europameisterschaft 2004 hat Pakistans Sportartikelindustrie allerdings ein Problem: Es wird immer weniger mit Bällen gespielt, die von Hand genäht sind. Da zwei von fünf Erwerbstätigen von der Sportartikelindustrie leben, ist das für die Familien ein großer Einkommensverlust.Die EZA Fairer Handel hat vor mehr als 10 Jahren damit begonnen, Fußbälle zu fairen Bedingungen zu importieren und über die österreichischen Weltläden zu vertreiben. Gemeinsam mit anderen AkteurInnen des Fairen Handels in Europa kann mittlerweile ein Prozent der Fußballproduktion weltweit zu besseren Preisen für die NäherInnen vermarktet werden. Das Motto muss weiterhin lauten: Bringt faire Bälle ins Spiel! Ein Ball ist ein schönes Symbol für Vollkommenheit. Er erinnert an unsere Erde, das Fußballspiel ist ein weltweiter Tanz um diese Erde. Damit er für alle ein schönes Symbol ist, braucht es aber auch weiterhin den Fairen Handel. Wir bleiben am Ball, für faire Spielregeln. Bälle aus Fairem Handel, natürlich handgenäht, sind neben der EZA (www.eza.cc) in allen österreichischen Weltläden erhältlich (www.weltladen.at). 


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„Der Homeless World Cup ist ein großes Experiment des Lebens. Er schafft Freundschaften und setzt das richtige Zeichen für den Erfolg.“ Diesen Eindruck gewann die brasilianische Spielerin Michelle da Silva, die in der durch den Film „City of God“ portraitierte Favela in Rio de Janeiro geboren wurde. Michelle wurde beim Homeless World Cup 2007 in Kopenhagen als beste Spielerin ausgezeichnet.

Die Wurzeln des international höchst erfolgreichen Projektes, das 2005 mit dem UEFA-Charity-Preis ausgezeichnet wurde, liegen in Österreich. Der Grazer Harald Schmied und der Schotte Mel Young entwickelten die Idee im Jahr 2001 am Rande der internationalen Konferenz der Straßenzeitungen in Kapstadt. Umgesetzt wurde die erste WM 2003 in Österreich. 20.000 Menschen feierten Spieler und Spielerinnen aus 18 Nationen bei der „Ersten Weltmeisterschaft der Obdachlosen“ in Graz. Als Geburtshelfer traten Graz (2003 Kulturhauptstadt Europas), die Caritas, das Internationale Netzwerk der Straßenzeitungen sowie die UEFA auf. Das österreichische Nationalteam holte sich 2003 den WM-Titel (was für die „normale“ Nationalmannschaft unerreichbar ist), 28 Fernsehstationen berichteten in alle Welt, ein Mythos war geboren.


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Brasilien ist die Fußballnation par excellence: Das Veranstalterland der WM 2014 wurde bereits fünfmal Weltmeister und ist vor allem wegen seiner offensiven Spielweise – oft unterlegt mit technischer Brillanz – sehr beliebt. Der Fußball wird wie in kaum einem Land enthusiastisch zelebriert, er ist Wirtschaftsfaktor und Exportschlager: Rund 5.000 brasilianische Fußballer haben in den letzten 20 Jahren ihr Land in Richtung Europa verlassen, weil dort die besseren Honorare gezahlt werden.

Der Fußball zeigt aber auch die Zerrissenheit des zugleich armen und reichen Landes, was auch anhand der Lebensläufe von Fußballidolen abzulesen ist, die oft als Straßenkicker entdeckt wurden und später zu Reichtum und Ruhm gelangten. Die zu den weltweit besten Spielern zählenden Pelé (für viele noch immer der Beste aller Zeiten), Garrincha, Sokratés, Zico, Romário, Ronaldo, Ronaldinho und Neymar (Liste erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit) kommen alle aus dem „Land des Zuckerhuts“ und symbolisieren oft den Aufstieg vom Straßenkicker zum Millionär und Idol. Der Jung­star Neymar ist auch ein Sinnbild für das neue Selbstbewusstsein Brasiliens als Global Player: bis Mitte 2013 widerstand er den Lockungen europäischer Spitzenklubs, nicht zuletzt deshalb, weil er auch in seinem Heimatland fürstlich entlohnt werden konnte, nachdem das größte südamerikanische Land wirtschaftlich boomt, auch wenn die Armut kaum geringer geworden ist. Die brasilianische Serie A hat sich auf Platz 6 der finanzstärksten Ligen, hinter England, Deutschland, Spanien, Italien und Frankreich vorgeschoben. Angesichts der weltweiten Wirtschaftskrise, die auch in Brasilien seit 2011 das Wachstum stark gebremst hat, hofft man durch die sportlichen Großereignisse – WM 2014 und Olympische Sommerspiele 2016 – auf wichtige wirtschaftliche Impulse.


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Die Kronenzeitung überschrieb während der Fußball-WM 1998 in Frankreich ihr Foto auf der Seite 1 mit großen Lettern: „Ivo, jetzt bist du ein richtiger Österreicher!“ Der gebürtige Kroate Ivica Vastić hatte im WM-Spiel gegen Chile in der letzten Minute mit einem herrlichen Schuss etwas außerhalb des Strafraums den Ausgleich zum 1:1 erzielt. Im Frühjahr 2012 überschlugen sich die Lobeshymnen österreichischer und auch deutscher Medien für den nicht einmal 20-jährigen Fußballer David Alaba. Versehen mit dem Attribut Weltklasse hatte er wesentlichen Anteil daran, dass der deutsche Paradeklub Bayern München 2012 ins europäische Champions League Finale einzog und 2013 dieses auch gewann. Wegen seiner bescheidenen Art werden ihm auch große Sympathien und Lobeshymnen entgegengebracht. Dabei kommt David Alabas‘ Vater aus Nigeria und seine Mutter aus den Philippinen. Vater George meint: „Moral ist wichtig. Mein Sohn hat das Wesentliche aus drei Kontinenten intus: die Freude an der Gemeinschaft aus Nigeria, den Ehrgeiz und die Disziplin aus Europa, die Demut und die Toleranz von den Philippinen.“


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Die Zeiten, in denen Frauenfußball belächelt wurde, sind endgültig vorbei. Die Frauen-Fußballweltmeisterschaft hat durchwegs ein hohes Niveau erreicht, was auf steigende Professionalisierung und gesellschaftliche Anerkennung zurückzuführen ist. 

Peru: Frauen mit fliegenden Röcken am Ball

Es mag am ersten Blick belustigen. Campesinas, indigene Frauen, die hoch in peruanischen Anden leben, spielen mit bunten, flatternden und mehrschichtigen Röcken und mit einfachen zehenfreien Sandalen begeistert Fußball. Selbstbewusst erklären sie dazu: „Wir können uns nie an Schuhe gewöhnen und auch nicht an Hosen. Von Kindheit an sind wir so gekleidet: mit Sandalen, mit Rock und mit Hut. Und wir stehen dazu, auch vor fremden Leuten bei den Spielen in anderen Dörfern und Städten. Die belächeln uns. Aber das schüchtert uns nicht ein. Wir sind stolz auf unsere Tracht und fordern die anderen heraus.“ Wer hätte gedacht, dass diese Frauen aus dem unscheinbaren Bergdorf Churubamba einmal international für Aufsehen sorgen würden? In diesem Dorf, wo es keinen Strom, kaum fließendes Wasser gibt, wo keine Straße hinführt, das nur in einem einstündigen Fußmarsch zu erreichen ist? Wer hätte gedacht, dass sie mit ihren farbenprächtigen Röcken und ohne entsprechendes Schuhwerk weit besser ausgestattete Frauenteams regelrecht überrennen würden? Dass sie mit ihrer Leidenschaft für diesen Sport nicht nur die seit Jahrhunderten fixen Dorfstrukturen in Frage stellen, sondern auch die Zukunft ihrer Kinder zum Positiven wenden?

Die Geschichte der andinen Ballesterinnen begann vor über 30 Jahren, als Peru noch eine bedeutende Rolle im Weltfußball (der Männer) spielte. Einige verließen sogar ihr Bergdorf, um sich WM-Spiele anzuschauen (1978 und 1992 war Peru qualifiziert). Als sie wieder in ihr tristes, von Hunger und Entbehrung geprägtes Leben zurückkehrten, verwandelten sie den zentralen Dorfplatz mit Hilfe von einfachen Pfosten in ein Fußballfeld, eine Cancha.


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