Arizona (USA): Don´t worry, be Hopi

HopiSlogan-webNeben konkreter Hilfe für notleidende Menschen ist eine ideelle, politische und menschenrechtliche Unterstützung von marginalisierten Bevölkerungsgruppen, insbesondere von indigenen Völkern, für Solidarische Abenteuer ein wichtiger Impuls. Alexander Buschenreiter ist für eine solche Zusammenarbeit ein besonders herausragendes Beispiel. Der gebürtige Wiener, der nun schon seit vielen Jahren im steirischen Salzkammergut lebt, hat bis dato sieben Reisen zu den Hopi Indianern im Südwesten der USA unternommen, um vor allem mit ihren Ältesten in Kontakt zu treten und deren Anliegen bekannt zu machen. Der Journalist, Buchautor und Geschäftsführer von „Impuls Aussee“ organisierte Tourneen indianischer Delegationen mit spirituell-politischen Anliegen in Europa und schrieb den Bestseller „Unser Ende ist Euer Untergang“ (seit 1993 wurden rund 53.000 Stück verkauft).

Vorbemerkung: Natürlich sind die USA alles andere als ein sogenanntes Entwicklungsland. Die Lage in den Indianer-Reservationen hat aber häufig – wie in Kanada – vieles gemein mit der „Dritten Welt“: Hohe Arbeitslosigkeit, Alkohol– und Drogenabhängigkeit führen zur Zerrüttung der Familien- und Sozialstruktur. Wobei dabei die Zerstörung des Lebensraums durch den massiven Abbau von Bodenschätzen wie Steinkohle, Uran, Erdöl und Seltene Erden nebst dem Schadstoffausstoß von Kohlekraftwerken und benachbarten Industrieanlagen oft auch eine entscheidende Rolle spielt.

Volk des Friedens

(zusammengestellt aus Texten von Alexander Buschenreiter ©)

Hopi bedeutet friedfertig und ist zugleich der Name für das Volk des Friedens. Seine mündlich überlieferten, uralten prophetischen Lehren, sein einfacher, an den Naturgesetzen orientierter Lebensstil und sein energischer Einsatz für Land und Leben haben dieses indigene Volk aus Arizona nach dem zweiten Weltkrieg allmählich international bekannt werden lassen. Seine traditionellen Elders (eigentlich „Wissende“, nicht unbedingt „Älteste“) haben mithilfe der Irokesen eine Bewegung in Gang gesetzt, die mittlerweile alle indianischen Nationen erfasst hat. In ihr geht es um die Wiederbelebung einer nachhaltigen Lebensweise auf der Basis einer ganzheitlichen Spiritualität. Sie hat die US-amerikanische Ökologie- und Friedensbewegung maßgeblich beeinflusst und über Europa und Japan weltweite Verbreitung gefunden. Der Hopi Elder Martin Gashweseoma aus Hotevilla (siehe Foto unten mit Alexander Buschenreiter, 2003) war der Hüter der Feuerclan-Steintafel und der Sprecher der Hopi-Delegation, die am 22. November 1993 im Rahmen der UN-Konferenz „Cry of the Earth“ („Aufschrei der Erde“) zu Wort gekommen ist. Zusammen mit sechs weiteren indianischen Delegationen aus den USA, Kanada und Mexiko übermittelten die Hopi den dort im Saal des UN-Wirtschafts- und Sozialrats Versammelten eine Gesamtschau ihrer mündlich überlieferten Prophezeiungen, die sich auf die aktuelle Situation von Erde und Menschheit beziehen. Thomas Banyacya Sr., der offizielle Botschafter und Dolmetscher der traditionellen Hopi seit 1948, fungierte dabei als Übersetzer ins Englische.Hopi-Buschenreiter-webGleichzeitig jedoch werden Land, Volk und Weisheit der Hopi immer mehr durch Tourismus und einen internationalen Esoterikboom vereinnahmt. Der größte Kohletagebau der USA, seit den Sechzigern im Norden ihres Landes etabliert, zunehmende Wasserknappheit und der American Way of Life vervollständigen die wachsende Bedrohung der kulturellen und wirtschaftlichen Eigenständigkeit dieses faszinierenden Volkes. Trotz des dadurch entstandenen massiven Drucks haben die nach alten Traditionen lebenden Hopi unter ihnen ihre Identität bewahrt.

Kreisläufe der Erde

Heute leben etwa 10.500 Hopi innerhalb des Reservates in zwölf Dörfern auf den Ausläufern oder am Fuß von drei steil abfallenden Tafelbergen aus Sandstein, die die Spanier Mesas nannten: umgeben von der überwältigenden Weite und Stille der Halbwüste und Trockensteppe des Südwestens der USA. Trotz geringsten Niederschlags und ohne künstliche Bewässerung bringen sie Mais, Bohnen, Kürbisse und Obstbäume zum Gedeihen. Dabei spielt Wasser die entscheidende Rolle: es ist der Lebensspender schlechthin und die Aufrechterhaltung seiner Qualität und seines natürlichen Kreislaufs, der von der Sonne gesteuert wird, ist der Schlüssel zum Überleben. Die traditionellen Hopi sind sich dessen bewusst, dass dieser Kreislauf die gesamte Erde umfasst und alles Leben auf ihr mit einbezieht. Deshalb betrachten sie alle ihre Tätigkeiten als einen notwendigen und bewussten Beitrag zur Aufrechterhaltung der Kreisläufe des Lebens und seiner Vielfalt: „Gemeinsam mit allen Nationen der Erde behüten wir Land und Leben und halten so die Erde und den Kosmos im Gleichgewicht”, sagen sie dazu.

Nachhaltig, friedfertig, respektvoll

Dieser Lebensstil, der den Hopi seit unzähligen Generationen das Überleben in einer nach unseren Begriffen unwirtlichen Region ermöglicht, lässt sich auf folgende Weise beschreiben: Er ist einfach und bescheiden, solidarisch, partnerschaftlich, rücksichtsvoll und haushälterisch. Er orientiert sich an den Naturgesetzen und den Bedingungen der Erde. Der Mensch ist dabei nur gleichberechtigter Partner einer Vielfalt von Lebensformen, nicht ihr Beherrscher oder Ausbeuter. Diese Haltung spiegelt sich auch in einem mutterrechtlich geordneten Clan-System, im Konsensprinzip der Selbstverwaltung der Dörfer und in der regionalen Selbstversorgung wider.

Die ganzheitliche, spirituell-ökologisch orientierte Lebensweise der Hopi basiert unter anderem auf ursprünglichen, mündlich überlieferten Anweisungen. Im Zentrum steht die Aufrechterhaltung der Qualität und der Vielfalt ihres Landes und der Erde. Voraussetzung dafür ist eine nachhaltige, friedfertige Lebensweise, welche die Respektierung und Behütung Heiliger Orte ebenso mit einschließt wie die Ausübung von Zeremonien, Fastenzeiten, Meditation und Gebet. Heilige Orte dienen der Erhaltung und Erneuerung des Lebens. Es sind vor allem Berge, Quellen, Seen und Orte mit Bodenschätzen wie Uran, Kohle und dergleichen. Weil sie durch ihre intensive Strahlung wie Radioaktivität zum Beispiel auch gefährlich für das menschliche Leben sein können, müssen sie unversehrt oder „heil” bleiben, um ihre Funktion als Lebensspender ausüben zu können.

Bedrohung und Ausweg

Die Hopi beobachten seit längerem in ihrer sensiblen Region drastische Veränderungen. Wetterkapriolen wie Dürre, Überflutungen durch Schlagregen treten immer häufiger auf. Die Ursache: unser experimenteller Lebensstil, wie sie ihn nennen, denn die Auswirkungen der raubbauenden konsum- und wachstums-orientierten Industriegesellschaft sind weltweit wirksam. Aber auch unter den Hopi gibt es eine steigende Zahl von Assimilierten, die durch Supermärkte, forcierten Fremdenverkehr, durch Straßen-, Strom-, Wasserleitungs- und Kanalisationsbau trotz der Warnungen der Traditionellen die gewachsenen Strukturen der Nachhaltigkeit – darunter heilige Schreine – immer mehr zerstören. Die Assimilierten werden repräsentiert vom so genannten „Stammesrat”, der diese Unternehmungen sowohl mit US-Regierungsgeldern als auch Lizenzerträgen aus dem Kohletagebau auf dem heiligen Berggebiet von Hopi und Navajo fördert, der Black Mesa, wofür er auch Lizenzen zur Wassernutzung vergibt.

Die traditionellen Hopi sind daher davon überzeugt, dass wir in der Zeit der Entscheidung oder Läuterung leben, denn wenn wir als menschliche Art überleben wollen, haben wir jetzt noch eine Chance, den Trend zur Zerstörung von Land und Leben umzukehren. Die Wissenschaft gibt ihnen mittlerweile recht und uns noch eine Zeit von einigen Jahren, sonst ist es mehr als fraglich, ob wir bzw. unsere Nachkommen die von uns verursachten Veränderungen überleben können.

siebente Reise zu den Hopi

Ein Reisebericht von Alexander Buschenreiter ©

HopiLandschaft-webEnde Mai 2011 komme ich zum siebenten Mal seit 1981 bei den Hopi an und bin überrascht über den starken Wind samt Sturmböen, die mich noch drei Tage lang begleiten werden. Schon am dritten Tag wird ein Sandsturm daraus, der die Mesas und das Colorado-Hochplateau bis zu 100 km weit zwei Tage lang nebelgleich einhüllt. Später erfahre ich, dass der starke, kalte Wind bereits den ganzen Mai gedauert und das Land ausgedörrt hat. Der Mais, das Hauptnahrungsmittel der Hopi, wächst daher kaum, ist nur halb so groß wie üblich um diese Jahreszeit. 2010 war es umgekehrt: die Halbwüste ergrünte total, weil so viel Regen fiel. Dafür war der folgende Winter so kalt, dass es Tote durch Erfrieren gab, sogar Wasserboiler froren ein. Die Hopi sind dafür nicht gerüstet, denn egal, ob sie in ihren traditionellen Sandsteinhäusern mit Flachdach oder in modernen, dünnwandigen Satteldachhäusern wohnen: ihre Behausungen sind großteils kaum isoliert, oft undicht. Da wärmt selbst der kleine gusseiserne Ofen nicht genug, beheizt mit Klaubholz und Steinkohle von Black Mesa, in den Neubauten elektrischer Strom oder Butangas. In der ersten Juniwoche sind die Mesas wieder in Sandstaub eingehüllt, immerhin nur einen halben Tag lang.

Klimawandel?

Ja, aber auch Hausgemachtes, zum Beispiel der größte Kohletagebau der USA im Norden der Black Mesa, auf deren südlichen Ausläufern die Hopi wohnen. Hochwertige Steinkohle wird da seit 1967 gegen den Willen der Traditionellen abgebaut, eingefädelt von einem mormonischen Anwalt aus Utah, der zugleich für Peabody Coal arbeitete. Jenem weltgrößten Kohleabbaukonzern, der derzeit auf eine offizielle Erlaubnis (!) und Erweiterung des Abbaus dort drängt, nachdem er bisher dank einer provisorischen Genehmigung geschürft hatte. Nicht nur das: nach wie vor pumpt Peabody Coal kostbares Trinkwasser aus dem sogenannten N-Aquifer für die bestehende Kayenta-Mine, um das Four Corners-Kohlekraftwerk in Page nordwestlich der Black Mesa zu versorgen. Es erzeugt Strom u.a. für das Central Arizona Water-Project, durch dessen Pipeline Wasser vom Colorado River aus dem Lake Havasu nach Phoenix und Tucson gepumpt wird. Und bis 2005 wurde noch mehr Wasser für die Kohlepipeline zum Mohave-Kraftwerk nach Bullhead City an der Grenze zu Nevada benötigt: Es musste geschlossen werden, weil seine Abgase sogar die Sicht im Grand Canyon beeinträchtigten und die Luft mit SO2 und NO2 enorm belasteten. Außerdem waren die Rohre aufgrund der sich bildenden Schwefelsäure leck geworden – samt Filterauflagen war das Kraftwerk zu teuer für die Betreiberfirma geworden. Die extreme Schwefeldioxid- und Stickstoffdioxid-Problematik besteht jedoch noch immer beim Four Corners- und San Juan-Kraftwerk bei Farmington, weshalb ein Umweltverfahren anhängig ist. Auch auf Navajoland ist östlich der Black Mesa das Desert Rock Kohlekraftwerk in Planung, gegen das Navajo Elders und Umweltorganisationen ebenso Sturm laufen.

Die hohe Wasserentnahme durch Peabody Coal hat zu einem dramatischen Rückgang des Wasserspiegels der Quellen und Brunnen im Land der Hopi und Navajo geführt: Er ist zwischen 1990 und 2004 um 6 bis 21 m gesunken. Die Folgen: weniger Verdunstung, weniger Niederschlag, zunehmende Dürre, auch durch den Kohletagbau selbst ausgelöst, dem unzählige Wacholderbüsche und Pinien weichen mussten. Einer Leasingfläche von derzeit über 300 km2 steht die sogenannte „Restauration“ mit Gestrüpp und Gräsern auf etwa 61 km2 gegenüber. Kaputter Boden, aussterbende Pflanzenarten, zerstörte Schreine, belastete Luft und zum Teil durch Abbaurückstände vergiftete Brunnen sind die Begleiterscheinungen, weiters die Zwangsabsiedelung der dort lebenden rund 12.000 Navajo und 60 Hopi seit 1974, um ungehindert an die Kohle – im doppelten Wortsinn – zu kommen. So weit, so schlecht, und ich wundere mich nicht mehr über meine Wahrnehmungen seit den 90ern: seit damals beobachte ich bei meinen Besuchen einen ständigen, kalten Wind und eine Zunahme der Dürrephasen.

Ein schwacher Trost

ist es, dass die traditionellen Hopi seit 1948 vor einer Zeit warnen, in der alles Leben aus dem Gleichgewicht gerät, KOYAANISQATSI, wie sie es nennen. Da helfen auch „grüne“ Alternativtechnologien in großem Maßstab wenig, für die traditionelle Hopi die Zeit noch nicht gekommen sehen, wie mir Manuel aus Hotevilla erläutert: sie helfen lediglich, die Verschwendung und die kommerzielle Nutzung, somit den Missbrauch von Energieträgern mit anderen Mitteln fortzusetzen. Weil immer weniger Menschen ihre Verantwortung für Land und Leben wahrnehmen, immer mehr Menschen korrupt werden, nur mehr an die eigene Tasche denken und nicht genug bekommen können, geraten wir, so die Hopi, immer schneller in das nächste Stadium: POWAQQATSI, eine (schwarzmagische) Lebensart, die die Hopi-Banj-webLebenskräfte anderer Wesen aufbraucht, um ihr eigenes Leben zu unterstützen. NAQOYQATSI heißt das dritte und letzte Stadium vor der „Großen Läuterung“: Leben im Kriegszustand, in einer Welt ständiger Gewalt und Zerstörung, im blinden Glauben an Technik und Machbarkeit – kommt uns das nicht bekannt vor? Wenn ich an den brutalen Kohle- und Wasserabbau auf Black Mesa denke, an all das, was im Namen des Fortschritts weltweit geschieht, ohne Rücksicht auf kommende Generationen – was dürfen wir da noch erwarten? Thomas Banyacya Sr., Sprecher und Dolmetscher der Hopi seit 1948, hat mir 1981 im Namen seiner Elders von diesem letzten Stadium, das die Menschen durch ihre Habgier herbeiführen könnten, berichtet. Die Elders warnen vor einem atomaren Supergau, wie wir ihn inzwischen in Tschernobyl und Fukushima erlebt haben, vor dramatischen Erdbeben, Überflutungen, zerstörerischen Winden und Blitzen, vor Dürre und überraschend ausbrechenden Feuern. Eines davon erlebe ich im Juni 2011, das an der Grenze zu New Mexico ausbricht, sich zum größten in der Geschichte Arizonas ausweitet und sogar von den Hopidörfern aus als mächtige Rauchwand zu sehen ist. Es hat über einen Monat lang gewütet. Thomas Sr. hat 1999 die Welten gewechselt, und ich bin ihm dankbar, dass er mir so wie später andere traditionelle Hopi die Möglichkeit gegeben hat, ihre Warnungen weiterzugeben, und auch ihr Wissen, was wir tun können, um die Auswirkungen unseres Tuns und Lassens zu minimieren.

Auch 2011 drehen sich die Gespräche, die ich mit Hopi von allen drei Mesas und dem eingeheirateten Joseph Day führe, um ihre Situation – die jene der Welt insgesamt widerspiegelt – und um die Frage: „Was tun?“. Beten für alles Land und Leben, Danksagungs-Zeremonien durchführen, anbauen, mit Gleichgesinnten zusammenarbeiten und Vorräte anlegen, bekomme ich immer wieder zu hören. Die Mitwelt wieder herstellen, „uns gegen die Zerstörung stemmen, so wenig wie möglich abhängig sein“, wie Bucky Preston von der ersten Mesa betont. Andere Menschen respektieren, wie sie sind, ergänzt Joseph Day vom originellsten und bestsortierten Arts- and Craftshop TSAKURSHOVI („Spitz zulaufender Hügel“) am Highway 264. Seit über 30 Jahren führt er mit seiner Frau Janice, einer Hopi, diesen allseits beliebten Laden unweit von Shungopavi, wo es noch den einzigen traditionellen Kikmongwi als höchste Autorität des Dorfes gibt. Joseph steht täglich früh auf, um sein etwa 3.700 m2 großes Maisfeld händisch zu bearbeiten, ohne Traktor, wie es noch wirklich traditionelle Hopi tun. „PLANT TO LIVE“ (Anpflanzen, um zu leben) lautet die Devise, die mir auch der Silberschmied Thomas Banyacya Jr. aus Kykotsmovi ans Herz legt, auch wenn viele Jugendliche zu bequem seien, um früh aufzustehen und stattdessen stundenlang vor dem Computer oder Fernseher sitzen (und davon ordentlich zunehmen).

Dieses Problem kennen wir auch, denke ich, und ebenso die Ghettobildung durch Siedlungen ohne zentralen Platz, mitten in der Pampa sozusagen. Diese Siedlungen breiten sich unterhalb der Mesas immer mehr aus im Hopiland. Schmucke Einfamilienhäuser beherbergen dort neben neuen Ganztagsschulen die Lehrkräfte, die Angestellten des so genannten Stammesrats und der Hopi-Polizei, das Personal des Spitals, das neben Hubschraubern und Notarztfahrzeugen auch aus den Lizenzgebühren des Kohletagebaus finanziert wird.

Paradoxe Extreme

tun sich mir hier als Nicht-Hopi auf: Einerseits die „schöne, neue Welt” mit High-Speed Internet dank einer brandneuen Glasfaserleitung, allgegenwärtigen Handys, fashionablen Neubauten, glitzernden PKWs und Pick Ups, zu verhandelnde neue Kohleabbaulizenzen mit smarten, sehr geschäftstüchtigen Tribal Council Members, neue Visitor Centers samt Tour Guides und auf der anderen Seite einfache, nahezu steinzeitartige Sandsteinhäuser mit ein, zwei Räumchen und bescheiden lebenden Hopifarmern und Elders, die nach den ursprünglichen Anweisungen ohne Wasserleitung und elektrischen Strom leben, unbeirrt von der ressourcenverschlingenden Mentalität der meisten ihrer Zeitgenossen.

Dazwischen finden Kachinatänze auf den drei Mesas statt, extrem unterschiedlich in ihrer Intensität und ihrer Wirkung auf mich, aber offenbar auch auf die Regenwolken, die diesmal ausbleiben. Erst im August, nach dem berühmten Schlangentanz, regnet es ordentlich, wie mir Thomas Jr. später mailt, dessen Neffe erstmals in Mishongnovi tanzt. Ja, das Leben geht weiter, auch wenn der gesamte Zeremonienzyklus nur mehr in Shungopavi – ebenfalls auf der zweiten Mesa – aufrechterhalten wird, weil es immer weniger Elders gibt, die das nötige Wissen weitergeben können. Und es sind mittlerweile wieder mehr – auch Jugendliche – die ihr Bestes geben, hin- und hergerissen in einer Welt, die ihnen von fortschrittsgläubigen Mitmenschen seit der Eroberung durch die Spanier im 16. Jh. mehr oder weniger aufgezwungen wurde.

Das verbindet sie mit uns, die wir genauso mit dem Scherbenhaufen unserer technikverliebten Zivilisation leben müssen. Es gibt eine Alternative, und Joseph Day kreierte dazu auf T-Shirts, die bei ihm erhältlich sind, den Spruch „Don’t worry, be Hopi!“, was wohl so viel bedeutet wie „Mach dir nichts draus, sei rechtschaffen und friedfertig!“. „Sei jemand, der weiß, wie er sich zu benehmen, was er zu tun hat, damit das Land so viel gutes Leben hervorbringen kann wie möglich”, wie mir der Irokese und Hopi-Vertraute Craig Carpenter einmal erläuterte. Das ist nämlich eine der tieferen Bedeutungen von „HOPI“ – und sie gilt für jeden, der so lebt. Die Entscheidung liegt bei uns, „It’s up to you!“, „pi-u-mi“, wie die Hopi sagen – Wir haben die Wahl.

Aus der Friedenserklärung der Hopi

Es liegt in der Macht der wahren Hopi, die Gedanken und Spirits aller Völker der Erde, die nach wahrem Frieden suchen, zu vereinen …Die wahren Hopi behüten das heilige Wissen über den Zustand der Erde, denn die wahren Hopi wissen, dass die Erde eine lebende … sich entwickelnde Person ist … und dass alle Dinge darauf ihre Kinder sind …Die wahren Hopi erklären, dass die Macht der Hopi eine Kraft ist, die eine Weltveränderung zustande bringen wird.

Auszug dem Buch “Unser Ende ist euer Untergang” von Alexander Buschenreiter (Lamuv-Verlag). Der Alternative Nobelpreisträger und Zukunftsforscher Robert Jungk dazu: “Die bedrohten Hopi werden in dieser eindringlichen und einfühlenden Darstellung zum Paradigma unserer eigenen gefährdeten Existenz. Doch darüber hinaus: Wer Kulturanthropologie nicht nur als Faktensammlung und Interpretation begreift, sondern als Anregung für das eigene Verhalten, wird hier eine der Antworten auf die Frage ‘Was tun?’ erhalten.”

Fotolegende: 1. Poster „Don`t worry be Hopi“, 2. Hopi Elder Martin Gashweseoma mit Alexander Buschenreiter, 3. Von einem Sandsturm eingenebeltes Hopi-Territorium (Aufnahme Frühjahr 2011), 4. Hopi Elder Thomas Banyacya Sr. (1910-1999), Alle Fotos: Alexander Buschenreiter ©Copyrightvermerk: Diese Texte und Fotos von Alexander Buschenreiter dürfen nur mit Genehmigung des Autors weiterverwendet werden, auch ein Download für private Zwecke ist nicht erlaubt.

Infos: Alexander Buschenreiter, www.impuls-aussee.at, office@impuls-aussee.at

 


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