Juli 2014: Brasilien und die WM – Fußballbegeisterung am Siedepunkt

Brasilien ist die Fußballnation par excellence: Das Veranstalterland der WM 2014 wurde bereits fünfmal Weltmeister und ist vor allem wegen seiner offensiven Spielweise – oft unterlegt mit technischer Brillanz – sehr beliebt. Der Fußball wird wie in kaum einem Land enthusiastisch zelebriert, er ist Wirtschaftsfaktor und Exportschlager: Rund 5.000 brasilianische Fußballer haben in den letzten 20 Jahren ihr Land in Richtung Europa verlassen, weil dort die besseren Honorare gezahlt werden.

Der Fußball zeigt aber auch die Zerrissenheit des zugleich armen und reichen Landes, was auch anhand der Lebensläufe von Fußballidolen abzulesen ist, die oft als Straßenkicker entdeckt wurden und später zu Reichtum und Ruhm gelangten. Die zu den weltweit besten Spielern zählenden Pelé (für viele noch immer der Beste aller Zeiten), Garrincha, Sokratés, Zico, Romário, Ronaldo, Ronaldinho und Neymar (Liste erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit) kommen alle aus dem „Land des Zuckerhuts“ und symbolisieren oft den Aufstieg vom Straßenkicker zum Millionär und Idol. Der Jung­star Neymar ist auch ein Sinnbild für das neue Selbstbewusstsein Brasiliens als Global Player: bis Mitte 2013 widerstand er den Lockungen europäischer Spitzenklubs, nicht zuletzt deshalb, weil er auch in seinem Heimatland fürstlich entlohnt werden konnte, nachdem das größte südamerikanische Land wirtschaftlich boomt, auch wenn die Armut kaum geringer geworden ist. Die brasilianische Serie A hat sich auf Platz 6 der finanzstärksten Ligen, hinter England, Deutschland, Spanien, Italien und Frankreich vorgeschoben. Angesichts der weltweiten Wirtschaftskrise, die auch in Brasilien seit 2011 das Wachstum stark gebremst hat, hofft man durch die sportlichen Großereignisse – WM 2014 und Olympische Sommerspiele 2016 – auf wichtige wirtschaftliche Impulse.